ELEPHANTINE, ÄGYPTEN

Als Kind in Westfalen habe ich C.W.Cerams Bestseller „Götter, Gräber und Gelehrte“ mehrfach verschlungen, aber danach auch wieder vergessen. Ich begann Architektur zu studieren und nicht Archäologie. Mein Interesse für die Baugeschichte wurde während des Studiums immer stärker und über das baugeschichtliche Institut der Universität Hannover nahm ich 1991 Kontakt zum Deutschen Archäologischen Institut (DAI)/Abteilung Kairo auf. Schon wenige Tage nach dem ersten Telefonat landete ich in Kairo und roch zum ersten Mal diesen typischen, staubigen Geruch des Orients, den ich mir als Kind immer versucht hatte vorzustellen, wenn ich mir die Fotos von Luxor oder dem Tal der Könige angesehen hatte.

Im Frühjahr führte ich zunächst eine Bauaufnahme eines osmanisches Brunnenhauses in der Altstadt von Kairo aus. Noch im gleichen Jahr konnte ich an der Herbstkampagne des DAI teilnehmen, in der ich die dreimonatige Co-Leitung eines eigenen Grabungsareals auf der Nilinsel Elephantine vor Assuan übernahm. So war ich plötzlich in der Archäologie angelangt und sie hat mich seit dem nicht mehr losgelassen.

Die Grabungen des DAI auf Elephantine sind ein auf Jahrzehnte angelegtes Grabungsprojekt zur Erforschung der antiken Stadt Elephantine auf der Südspitze der Insel, Jahrhunderte lang Grenzstadt zum nichtägyptischen Nubien und Hauptstadt des 1. oberägyptischen Gaus.

Neben der Erforschung der Tempelanlagen und Befestigungen lag ein Schwerpunkt des DAI auf der Erforschung städtischer Wohnquartiere. In diesem Zusammenhang konnten auch wir 1991 mit der schichtenweisen Freilegung von Wohnquartieren, die bis ins späte Alte Reich zurückdatiert werden konnten, einen Beitrag leisten. Besonders aufwendig war in diesem Zusammenhang die Bauaufnahme eines Brunnens im Maßstab 1 : 50, der sich auf dem Grabungsareal befand. Dieser ließ sich auf der Grundlage gefundener Keramik in die 26. Dynastie, also in die Zeit zwischen 664 bis 525 v. Chr. datieren.

In der Herbstkampagne 1993 und der Frühjahrskampagne 1994 konnte ich ebenfalls in Elephantine arbeiten und unter anderem am Wiederaufbau des Tempels Mentehotpe II (2046 bis 1995 v. Chr.) aus dem Mittleren Reich mitwirken.

VERÖFFENTLICHUNG

Stadt und Tempel von Elephantine
21./22. Grabungsbericht
Der Brunnen nördlich des Inselmuseums
In: Mitteilungen des Deutschen Archäologischen Instituts, Abteilung Kairo, Band 51, 1995
W. Kaiser, P. Becker, M. Bommas, F. Hoffmann, H. Jaritz, S. Müntel, J.-P. Pätznick, M. Ziermann

WEITERE ARCHÄOLOGIE

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