MOGRAT, SUDAN

2003 war ich zum ersten Mal, noch als Tourist, im Nordsudan. Ich war begeistert von den weitgehend unberührten Wüstenlandschaften des Nordsudan, mit hohen Sanddünen und spektakulären archäologischen Stätten, die nur selten von Touristen besucht werden und im Bewusstsein Europas kaum vorhanden sind. Nach meiner Rückkehr nahm ich Kontakt zum Fachbereich Sudanarchäologie der Berliner Humboldt-Universität auf.

Seit den 60-er Jahren des 20. Jahrhunderts ist die Forschung im Nordsudan ein zentraler Ansatz des archäologischen Instituts der Berliner Humboldt-Universität. Daraus entwickelte sich in den 90-er Jahren die selbstständige Einrichtung H.U.N.E. (Humboldt University Nubian Expedition) mit regelmäßigen Forschungsprojekten im Nordsudan.

Die Projektvorhaben umfassten alle Bereiche der Archäologie, von der Ur- und Frühgeschichte bis zur christlichen und islamischen Zeit. Jede Forschung vor Ort ist Grundlagenermittlung, da die Quellenlage über staatliche Strukturen des Nordsudan sehr spärlich ist. In den Jahren 2006, 2007 und 2008 nahm ich an den Kampagnen der Berliner Humboldt-Universität als Bauforscher teil.

Ein wichtiger und zeitlich dringlicher Ansatz der Forschungsprojekte 2006 und 2007 befasste sich mit dem Gebiet des 4. Nilkatarakts, da dieses Gebiet durch den Bau des Merowe-Staudamms geflutet werden sollte.

Im Jahr 2008 war vor Ort eine Anschlusskampagne auf Grund plötzlich aufgetretener politischer Unruhen nicht möglich. Die Expedition hat daher in dem vorgesehenen Zeitraum den Forschungsschwerpunkt auf die nahegelegene und politisch sichere Insel Mograt verlegt. Hier wurde mit den auf der Insel vorhandenen christlichen Festungen ein neuer Forschungsschwerpunkt gesetzt.

In den Jahren 2018, 2019, 2022 und 2023 wurden diese Forschungen, unter Leitung von Professor Dr. Claudia Näser vom University College London, weitergeführt.

Es konnten eine Vielzahl neuer Erkenntnisse über die Struktur und Nutzung von Festungen in christlicher Zeit gewonnen werden. Eine genaue Datierung und Einordnung in eine staatliche Struktur steht noch aus. Eine für die Sudanforschung sehr wichtige Institution ist die Sudanarchäologische Gesellschaft zu Berlin, auf die ich an dieser Stelle hinweisen möchte.

Das Grabungsprojekt Mograt umfasst die Kampagnen Maqall, Ras al Jazira und Kurta, sowie das Museumsprojekt Abu Hamed:

ABU HAMED

Abu Hamed stellt mit seinen circa 30.000 Einwohnern ein wichtiges Verwaltungszentrum für den Nord-Osten des Sudan dar. Durch die Lage an einem großen Nilknick, der den Fluss ab da direkt Richtung Westen leitet, ist der Ort schon seit der frühen Neuzeit besiedelt. Nach der Rückeroberung des Sudan durch anglo-ägyptischen Truppen 1898 wurden in der Stadt durch die Kolonialherren mehrere neue Gebäude gebaut. Eines davon ist ein langgezogener Ziegelbau mit Arkadengängen im Erdgeschoss im orientalisch-britischen Mischstil. Dieses Gebäude, wohl als Polizeigebäude genutzt, steht seit langem leer.

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MAQALL

Direkt gegenüber der Stadt Abu Hamed auf dem Festland – und mit ihr durch eine Fähre, die auch Autos transportieren kann, verbunden – liegt Maqall auf der Insel Mograt. Deutlich kleiner als Abu Hamed ist Maqall doch der größte Ort auf der Insel und als solcher ein wichtiger Handelsplatz.

Im Zentrum des Ortes befindet sich eine große freie Fläche, die als Müllabladeplatz genutzt wird. Tatsächlich handelt es sich bei der Fläche aber um die Festung Maqall, um die herum sich der Ort entwickelt hat. Bis weit ins 20. Jahrhundert müssen noch größere Reste der Umfassungsmauern vorhanden gewesen sein.

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RAS AL JAZIRA

In der Frühjahrskampagne 2008 wurde die direkt an der Westspitze der Insel Mograt gelegene Festung Ras al Gesira umfangreich untersucht. Der Name bedeutet sehr treffend Kopf der Insel. Die Kampagne beinhaltete sowohl eine Bauaufnahme der erhaltenen Umfassungsmauer als auch Grabungen im Innern der Festung.

Da das Gelände hier mehr oder weniger flach ist, kann der Festungsgrundriss einen deutlich höheren Planungsgrad aufweisen als Festungen, die sich Felsformationen anpassen müssen.

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KURTA

Westlich von Abu Hamed, zwischen dem nördlichen Ufer des Hauptarms und der Insel Mograt liegt die Insel Kurta im Nil, der hier Stromschnellen ausbildet. Mit einer Länge von circa 2.300 m gehört sie in dieser Region zu den größeren Inseln. In Zeiten des Hochwassers von Juni bis September wird sie durch einen weiteren Flusslauf in zwei Teile geteilt. Genau diesen Flusslauf hat man gewählt um an seinem Ufer eine Festung zu errichten.

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WEITERE ARCHÄOLOGIE

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