RAS AL JAZIRA, SUDAN

In der Frühjahrskampagne 2008 wurde die direkt an der Westspitze der Insel Mograt gelegene Festung Ras al Gesira umfangreich untersucht. Der Name bedeutet sehr treffend Kopf der Insel. Die Kampagne beinhaltete sowohl eine Bauaufnahme der erhaltenen Umfassungsmauer als auch Grabungen im Innern der Festung.

Da das Gelände hier mehr oder weniger flach ist, kann der Festungsgrundriss einen deutlich höheren Planungsgrad aufweisen als Festungen, die sich Felsformationen anpassen müssen.

Die Bastionen sind, soweit noch fassbar, auf der Grundlage von Kreissegmenten einheitlich konstruiert. Das Mauerwerk besteht aus ebenfalls einheitlich konstruiertem Lehmziegelmauerwerk mit einer äußeren Schale aus Bruchsteinen. Die Eingänge sind einheitlich in den Grundriss der Festung eingefügt. Der Haupteingang ist zusätzlich durch eine vorgelagerte Bastion geschützt.

Da die Festung nicht durch ihre natürliche Lage optimal geschützt war, wurden zusätzlich Chevaux de frise in einem Streifen um die Festung angeordnet. Diese können nicht nur dazu dienen, angreifende Reiterei zu behindern, sondern auch das Heranrollen von Belagerungsmaschinen, Türmen oder breit gelagerten Holzschilden an die Festungsmauern abzuwehren.

Man muss davon ausgehen, dass die Festung dem Schutz der lokalen Bevölkerung als Fluchtburg wie auch der Kontrolle des Flusses diente. Der hohe Planungsaufwand sowie die technischen und logistischen Anforderungen, die für den Bau einer derartigen Festung notwendig waren, lassen vermuten, dass beim Bau der Festung eine staatliche Struktur vorhanden war, die über den Zusammenschluss einiger umliegender Dörfer hinausging.

VERÖFFENTLICHUNG

H.U.N.E. 2008: Die Festung Ras al Jazira (MOG 048) auf der Insel Mograt
In: Der antike Sudan – Mitteilungen der Sudanarchäologischen Gesellschaft zu Berlin e. V.
Heft 19, 2008

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